Stolberger Mundart

Der Klingelbrunnen in Stolberg/Harz Der Klingelbrunnen in Stolberg/Harz
Der "Klingelborn" oder "Klingelbrunnen"
mit seinen zwei Quellen aus zwei Rohren.
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Das Gedicht über dem "Klingelborn" vom
stolberger Heimatdichter W. Ehrenberg.
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Aus Geschichten, Schnärzchen, und andere Begebenheiten von und über Stolberg /Harz, Heft 4:

Geschichten in Stolberger Mundart von Hermann Müller (genannt: Der Lockenmüller).
An'n Klingelborn in Stolberg (Harz)
Februar 1973

Sorjenlos in Kingerjohren speelten mie so manchen Tach
uff'n Weesen, uff'n Bergen, an'n Graben, an de Bach.
Warehalsig ward jeklettert äber Bische, derch de Doorn!
Un de Mutter hätt jewettert: schpeelt me mol an'n Klingelborn.

Von diesen Borne geht die Sage: s'kehrt jeder heimwehkrank zuricke
wär darvon trunk in junken Tagen, kimmet heim im letzten Augenblicke.
Auch mich häts so jegangen. Sehnsucht packt mich inner Ferne.
Mien Herz war schwer und ganz befangen, zum Klingelborne möcht ich gerne.

Schnälle packt ich mine Sibbensachen, nahm us der Ecke Schtock un Hut.
Un'n freidig tat ich heimwärts mache un war ganz froh un wohljemut.
Wie ich nun kam de Stroße runger, das ging manch kleines Fänster uff:
"Du Nabber, kennsten dän dort ungene, ich komm nich druff?"

"Ja" saht dar anner, "D'r zog fer Johren uss unsern kleinen Orte fort".
Nun, wu er freilich old un graue, do zitz 'n ann sein Heimatort.
Un' wie ich kam zur ohlen Schmedde, wie traulich klang das Ping-pang-ping.
Sogar dar Nahm' vom ohlen Meister noch an d'r rustigen Kette hing.

Unn endlich war dänn an'n Orte, wie sprudelte das lichte Naß.
Ich trank unn fand gar keine Worte, wie Wein, wie Honneck schmeckte das.
Kimmt einstmals miene letzte Schtunne, der Sensenmann kloppt bei mich ahn,

Wenn Ihr mich ins Grab rinn senket, der Härte blest eins uff sinn Horn,
schriewet uff min Grab zum Ahnjedenken:
"Är ward getauft met Klingelborn".


In der Heimat isses scheen
1978

Mien Harz, miene Heimat, wie bist du so scheen,
mit dienen Tälern, met dienen Heen.
Versteckte Fläckchen sin hier jenung.
mich reizt kein Riechtum, Glanz un Prunk.
Wu Märchen un Sagen nach ärre gehen,
do is's so traulich, do is's so scheen.

Wie schterzten die Bäche de Klippen runger,
ich klettre lustig berguff, bergrunger.
Un ofte do donnert im Tale en Schuß,
so froh, so heiter is mich in d'r Brust.
De Härsche se schprängen därch Weesen un Bach,
de Sunne schient klar zun neien Tach.

Hoch oben d'r Bussard in blauer Luft,
ringsim nur Wald- un Weesenduft.
De Veejel se zwitschern in Busch un in'n Hain,
es weiden de Kiebe, es springen de Zain.
De Härten se schmättern än lustijes Lied.
"O scheener Harz, wie reichst du so wiet"!

Un wänn dänn in Winter fer Frost alles knackt,
de Bärje un Hisser met Schnee sin bepackt,
dann war inn Harz äbberall jroße Not,
un immer kleiner wurd's Schtickchen Brot.
Däs war ja bei uns immer so,
un doch war'n wir Harzer lustich un froh.

Das is miene Heimat, wu als Kind ich schpeelte,
wu Vater un Mutter sich sorgeten und queelte.
Wu Mutter so lieb mich nahm in Arm,
do war ich glicklich, do war ich nich arm.
Ich tuusch met keen Keenich und auch fer kein Gäld,
in d'r Heimat, inn Harze is's wu's mich jefällt.

Un sin dann jezeelt miene letzten Taje,
värbei is's Arweit, Sorje un Plage,
so riemet uff'n Bärjen än Plätzchen mich in,
domet ich dort nohe beim Himmel bin.
Dann ruf ich uch zu nach Ost un nach West:
"In dar Heimat, inn Harze, do wares am Best".

 

Einige stolberger Mundartbegriffe und ihre "Übersetzung" habe ich in einer angehängten PDF zusammengestellt, damit sie bei Bedarf ausgedruckt werden kann.