Die Martinikirche - St. Martini - Stolberg/Harz

Altarbild Sicht auf den Altar und die dahinter befindlichen wunderschönen Fenster. Der alte Glockenturm. Die schwerste Glocke von dreien wiegt ca. 3,5 t.
Altarbild

Zum Zoomen auf das Bild klicken!
Sicht auf den Altar und die dahinter befindlichen wunderschönen Fenster.
Zum Zoomen auf das Bild klicken!
Der alte Glockenturm. Die schwerste Glocke von dreien wiegt ca. 3,5 t.
Zum Zoomen auf das Bild klicken!
Standbild des Heiligen Martin. Oberhalb der St. Martins-Kirche befindet sich die kleine Kapelle. Die St. Martins-Kirche mit einem angedeuteten Querschiff.
Standbild des Heiligen Martin.

Zum Zoomen auf das Bild klicken!
Oberhalb der St. Martins-Kirche befindet sich die kleine Kapelle.
Zum Zoomen auf das Bild klicken!
Die St. Martins-Kirche mit einem angedeuteten Querschiff.
Zum Zoomen auf das Bild klicken!

Die Reformation in Stolberg

"Als Geburtsstadt Thomas Müntzers ist Stolberg eng mit den Geschehnissen der Reformationszeit und des Bauernkrieges verbunden. Die Reformation brauchte in der Grafschaft über 20 Jahre, um sich durchzusetzen, weil Graf Botho der Glückselige politische Rücksichten auf drei mächtige Gegner Luthers nehmen musste: Kardinal Kurfürst Albrecht von Mainz (Stolberg gehörte seit jeher zum Erzbistum Mainz), Kurfürst Joachim von Brandenburg und Herzog Georg von Sachsen (der Bärtige). Teile der Grafschaft waren deren Lehen. Georg der Bärtige forderte von Graf Botho »die beweibten Pfarrer und alle Martinischen Personen abzuschaffen, die Leute, welche das Sakrament in beiderlei Gestalt verlangen, auszutreiben bei schwerer Ungnade und harter Ahndung«.

Der Graf leistete hinhaltenden Widerstand. Die einflussreichen lutherischen Parteigänger in Stolberg waren: Pfarrer Tileman Platner, Stolberger Kind und seit 1519 erster Pfarrer an St. Martini, Freund von Justus Jonas, Schüler Luthers, Erzieher der ältesten Grafensöhne Wolfgang und Ludwig. Graf Wolfgang war 1520 Rektor der Universität Wittenberg, als Platner und Jonas dort Doktoren der Theologie wurden. Erst als Herzog Georg der Bärtige 1539 gestorben war, konnte Platner die lutherische Landeskirche in der Grafschaft rechtlich etablieren.

Die Quedlinburger Äbtissin Anna, Gräfin zu Stolberg, rief ihn 1540, um von ihm auch die neue Kirchenordnung im Quedlinburger Stift erstellen zu lassen. Er liegt in der Martini-Kirche begraben. Eine einflussreiche »martinische« Person war auch der Gräfliche Rentmeister Wilhelm Reiffenstein, Freund und Verwandter Luthers, bei dem dieser Quartier machte, als er 1525 in St. Martini predigte. Bei der schönsten Aussicht auf die Kirche oberhalb der Stadt an der »Lutherbuche« ist, aus der Chronik zitiert, zu lesen:

»Als ann. 1525 Freytages nach Ostern Lutherus hier geprediget und mit Hr. Wilhelm Reiffensteinen nachgehens auf den Berg spatziret, verglich der Doctor die Stadt gar füglich einem Vogel. Das Schloss vermeinte er, wäre der Kopff, die zwei Gassen wären die Flügel , der Marckt der Rumpf, die Niedergasse der Schwantz" und die Kirche ist das Herz - ergänzt eine spätere Quelle gut lutherisch.

Das liebliche Städtchen Stolberg liegt eingeschmiegt in die engen Täler der Lude, der Wilde und der Thyra. Die Ortschaft ist im Schutz der Burg im 11. und 12. Jahrhundert entstanden und hat ihren eigenwilligen mittelalterlichen Stadtgrundriss bewahrt. Das Stadtrecht erhielt sie bereits vor 1300. Damals gab es ca. 3.000 Einwohner, heute sind es etwa 1.600. Wo die drei Flüsschen ineinander fließen, entstand der dreieckige Marktplatz. Eine Ausdehnung war aufgrund der Berge nicht möglich und eine massive Stadtbefestigung deshalb nicht nötig. Die Ausgänge der drei Straßen aber und der Markt waren durch Türme und Tore gesichert.......

Die wirtschaftliche Grundlage für Stolberg und sein Grafengeschlecht war der Erzbergbau. Neben Eisen wurden Kupfer und Silber gefördert. Die Blüte des Bergbaus lag im 15. Jahrhundert. »Die Capelle B.M.V. (Marienkapelle oberhalb der Martini-Kirche) über dem Beinhause ist aus Danckbarkeit für das gesegnete Bergwerck von Herr Graf Heinrichen zu Stolberg« 1477 gestiftet worden. Stolberg bedeutet so viel wie »Stahl-Berg«. Zur Stolberger Grafschaft gehörten damals weite Teile des Harzes und in der Goldenen Aue. Der Niedergang des Erzbergbaus im 17. Jahrhundert und der 30-jährige Krieg brachten Armut und Not. Die Grafschaft verlor durch Teilung weite Gebiete (1645 Stolberg-Wernigerode; 1706 Stolberg-Roßla). 1738 fiel die Grafschaft an Sachsen, ab 1815 gehörte sie zu Preußen. Der Einfluss des Grafenhauses (1893 gefürstet) blieb in Stolberg prägend bis zur Flucht der fürstlichen Familie vor der Besetzung durch die Rote Armee am 2. Juli 1945. Nach dem Niedergang des Bergbaus lebten die Stolberger recht bescheiden von Leineweberei, vom Wald und kleinem Handwerk. Die Armut und die Enge der Täler konservierte die mittelalterliche Gestalt der Stadt. Seit etwa 100 Jahren zieht sie Urlauber und Touristen an, die sich an ihrer Ursprünglichkeit und der idyllischen Lage erfreuen.

Orgel von 1701 - Johann Georg Papenius - mit 1569 Pfeifen Das Taufbecken. Wunderschöne Glasfenster an den Seiten.
Orgel von 1701 - Johann Georg Papenius - mit 1569 Pfeifen
Zum Zoomen auf das Bild klicken!
Das Taufbecken.

Zum Zoomen auf das Bild klicken!
Wunderschöne Glasfenster an den Seitenwänden.
Zum Zoomen auf das Bild klicken!


Die Reiterstatue des Heiligen Martin mit dem vor ihm kauernden Bettler ist zum Symbolbild der Stolberger Martinskirche geworden. Um 1500 geschaffen, hat sie die längste Zeit in der Bibliothek überdauert. Sie istt aus Holz, ungewöhnlich groß und schwer, also für Prozessionen sicherlich nicht geschaffen. 1952 wurde sie im Institut für Denkmalpflege in Halle restauriert und hat dann südlich im Chorbogen Aufstellung gefunden, wo sich bis 1830 die alte Kanzel befand".

Ende Zitat

Der teils mittelalterliche Text dieser Seite wurde uns freundlicherweise vom Verlag PEDA-Kunstführer, Tittlinger Str. 19, 94034 Passau, Mail: info@kunstverlag-peda.de & Website: www.kunstverlag-peda.de zur Verfügung gestellt.

Meinen herzlichen Dank an dieser Stelle dafür.

Peter Schräpler